Freitag, 4. Dezember 2020

Als der Weihnachtsmann den Menschen im Coronajahr ein Lächeln ins Gesicht zauberte

 

Vorfreude auf Weihnachten

Der Weihnachtsmann hatte schlechte Laune. Nicht erst seit heute. Nein, schon das ganze Jahr über. Dabei hatte alles so gut angefangen. 2020 wollte er den Kindern ein ganz besonderes Weihnachten bieten. Ein Weihnachten, das es in sich hat. Schon lange beobachtete der Weihnachtsmann, dass die junge Generation für Äpfel, Nuss und Mandelkern nur noch ein müdes Lächeln übrighat. Wenn überhaupt… Nein, heutzutage muss Technik untern Weihnachtsbaum. Smartphone und Co haben Konjunktur. Sogar er selbst, der Weihnachtsmann war nur noch Deko. Stattdessen ging es um teuer, Marke und cool. Auch der Weihnachtsbaum war schmückendes Beiwerk, statt der Hinweis auf das strahlende Licht der Liebe, das Weihnachten eigentlich ausmacht.

Genau deshalb plante der Weihnachtsmann für 2020 ein ganz besonderes Fest. Ein Fest, bei dem die gesamte Verwandtschaft unterm Weihnachtsbaum versammelt war und bei dem sich alle freuten und der Liebe einen neuen Stellenwert beimaßen.

Er hatte sich das so schön ausgemalt. Doch gerade als sein Plan konkreter wurde, kam Corona.

Sofort wusste er, dass 2020 alles anders wurde. Dass die Krankheit Corona seinen ach so schönen Plan zunichtemachen würde. Was jetzt? Der Weihnachtsmann grübelte und grübelte, aber es fiel ihm nichts ein. Er war traurig, weil er keine Idee hatte, um den Menschen trotz Corona ein schönes Weihnachten zu bieten. Deshalb – und nur deshalb, hatte er schlechte Laune. Das allerdings schon seit dem Frühjahr.

Er fragte die Rentiere, ob sie eine Idee hätten, dass Weihnachten trotzdem zu einem schönen Fest werden könnte. Doch die Rentiere waren mit Fressen beschäftigt und wussten keine Antwort.

Deshalb fragte er die Weihnachtswichtel. In der Wichtelbäckerei duftete es herrlich nach Weihnachten und die Wichtel buken gerade die leckersten Weihnachtsplätzchen. Doch eine Idee hatten die Wichtel nicht.

Da ging der Weihnachtsmann hinaus in den verschneiten Winterwald. Er wollte den Kopf freibekommen und in Ruhe nachdenken. Weihnachten stand direkt vor der Tür – und ihm fehlte noch immer die zündende Idee. Ein Reh spitzte hinter einem Baum hervor und schaute dem Weihnachtsmann nach, als er tief in Gedanken versunken durch den Schnee stapfte. Ein Fuchs huschte vor ihm über den Weg und hinterließ seine Pfotenabdrücke im frisch gefallenen Schnee.

Der Weihnachtsmann bemerkte nichts davon. Auch nicht, dass sich hie und da die Schneelast mit leisem Plopp von mancher Tanne löste und ihm auf die Schulter platschte. Er wanderte lange durch den Wald, bis er hinaus auf eine Lichtung trat. Mittlerweile war es dunkel geworden. Der Weihnachtsmann hatte gar nicht gemerkt wie die Zeit verrann. Er schaute hinauf ins Himmelszelt, wo inzwischen die Sterne aufgegangen waren. Es war, als würde sein Blick wie magisch angezogen. Als er eine Zeitlang himmelwärts geblickt hatte, sah er die Lösung plötzlich ganz klar, als würde es ihm eine Sternschnuppe direkt in den Himmel schreiben.

Natürlich, das war es! Er wusste mit einem Mal, wie er das Weihnachten von 2020 zu etwas ganz Besonderem machen konnte. Es war gar nicht schwer, denn der Himmel würde ihm helfen. Das wusste er jetzt ganz genau.

Der Weihnachtsmann rieb sich in stiller Vorfreude die Hände. Er erinnerte sich daran, wie es damals war – vor mehr als zweitausend Jahren. Damals zur Geburt von Jesus, dessen Geburtstag an Weihnachten gefeiert wird. Zu dieser Zeit haben drei Könige aus verschiedenen Ländern einen hellen Stern am Himmel gesehen. Dieser Stern hatte ihnen den Weg zur Krippe gezeigt, wo sie schließlich Jesus gefunden hatten. Fasziniert schaute der Weihnachtsmann in den Himmel – und die Vorfreude kitzelte ihn in der Magengegend, wie tausend kleine Ameisen. Am klaren Nachthimmel zeigten ihm die Sterne, dass sich die Planeten Jupiter und Saturn immer weiter aufeinander zu bewegten. Es war so, als würden sie ihm zuwispern, was geschehen würde: Am 21. Dezember sollte am frühen Abend der Bethlehemsstern sichtbar sein – ganz so wie vor mehr als zweitausend Jahren. Da wusste der Weihnachtsmann, dass der Himmel den Menschen im traurigen Corona-Jahr eine Botschaft schickte. Viele Menschen waren alleine und fühlten sich deshalb sehr traurig. Doch der Bethlehemsstern würde den Menschen zeigen, dass Gott auch in schwierigen Zeiten bei den Menschen ist – genau wie damals, als Jesus geboren worden war. Gott verlässt die Menschen nicht. Deshalb machte sich der Weihnachtsmann schon am Morgen des 21. Dezembers auf den Weg und brachte nicht nur die Geschenke, sondern auch eine wichtige Nachricht mit: Schaut zwischen 17:00 Uhr und 18:00 Uhr in den Himmel, freut euch über den Bethlehemsstern und öffnet eure Herzen für ein ganz besonderes Weihnachtsfest.

Den Menschen blieb vor Überraschung der Mund offenstehen, als der Weihnachtsmann schon am 21. Dezember vor der Tür stand. Der Weihnachtsmann hatte sich wohl in der Zeit vertan, oder warum kam er schon vier Tage vor dem Fest? Doch als sie verstanden, was ihnen der Weihnachtsmann erklärte, warteten sie gespannt auf den Abend. Sogar die kleinen Kinder waren ganz aufgeregt und konnten kaum erwarten, dass es dunkel wurde. Als die Menschen dann endlich in den Nachthimmel blickten und den Bethlehemsstern sahen, da begriffen sie auf einmal, dass die Freude, die seinerzeit die drei Könige erlebten, eine Freude ist, die bis heute in unsere Zeit hineinwirkt.

Und so kam es, dass im Jahr 2020 die Menschen schon vier Tage vor dem eigentlichen Weihnachtsfest nicht nur ihre Häuser schmückten, sondern auch ihre Herzen ganz weit machten. Am Hl. Abend feierten alle in diesem Jahr ein besonderes Fest – manche allein, aber jeder mit dem Wissen, dass ihnen die Sterne zeigten, dass es sich lohnt, sich jedes Jahr über die Geburt von Gottes Sohn zu freuen. Denn Gott ist nahe – auch wenn wir alleine sind.  

Dienstag, 3. November 2020

St. Martin – (die Geschichte aus der Sicht seines Pferdes)



Artax war sein ganzes Leben lang ein stolzer Hengst gewesen. Doch nun lag er in seiner Box, alle Viere von sich gestreckt und röchelte schwerfällig. In der Box daneben stand ein junges Fohlen, das ihn munter anstubbste: „Du musst ein wenig Wasser trinken, dann geht es dir wieder besser.“
Aus wässrigen Augen schaute Artax das Fohlen gutmütig an. Er wusste es besser. Doch er tat ihm den Gefallen und schlürfte ein wenig Wasser.
Tatsächlich erholte er sich ein wenig, zumindest so viel, dass er sich wieder aufrichten konnte.
„Erzähl mir von deinem Leben!“, bat das neugierige Fohlen.
Artax schüttelte den Kopf. „Es gibt nichts zu erzählen.“ Aber da erinnerte er sich wieder. „Doch – ja – eine Geschichte gibt es. Daran werde ich immer denken. Damals hatte ich einen Herrn von dem möchte ich dir erzählen.
Dieser Herr – er hieß Martin – war damals noch ein junger, ungestümer Mann. Von frühester Jugend an wollte er Soldat werden. Deshalb trat er in die Armee ein. Er war noch nicht mal achtzehn! Aber ein wilder Draufgänger. Er liebte das Soldatenleben – und er liebte mich. Ja! Wirklich! Er mochte mich so sehr, dass ich sein ständiger Begleiter wurde. Gleich nach dem Aufstehen sah er nach mir, brachte mir Futter, umsorgte mich und ritt mit mir aus. Er wusste was sich gehörte – auch uns Tieren gegenüber.
Bis spät abends fand er die Zeit, mit mir auszureiten. Vor allem im Frühling und Sommer hatten wir viel Spaß miteinander. Dann wurde wieder Winter. Es schneite und es war eiskalt. Obwohl es schon dämmerte, kam er noch mal zu mir, sattelte mich und ritt wieder mit mir aus. Auch ich war damals jung und mir gefielen seine schnittigen Ausritte. Kälte hin, oder her. So konnte ich es kaum erwarten und galoppierte so schnell ich konnte aus der Stadt hinaus. Doch wir waren kaum draußen, als mich Martin scharf am Zügel riss. Obwohl ich es nicht verstand, reagierte ich sofort und blieb stehen.
Direkt vor uns im Schnee lag eine Gestalt, die erschrocken vor sich hin wimmerte. Sicherlich hatte dieser Mensch Angst, Martin könnte ihm etwas tun. Soldaten waren in der Bevölkerung nicht gerade beliebt. Man wusste nie, was sie mit einem anstellten. Ich wusste auch nicht, was Martin vorhatte.
Er fragte die erbärmliche Gestalt vor uns: „Hast du keinen Platz zum Schlafen?“
Die Gestalt zitterte. Ich wusste nicht ob vor Angst, oder weil er ganz einfach fror.
„Nein!“, stotterte sie endlich.
Spätestens jetzt wusste Martin, dass er einen Bettler vor sich hatte. Und dann geschah es: er zog sich seinen Soldatenmantel von den Schultern, nahm sein Schwert und teilte den Mantel mitten entzwei. Die eine Hälfte reichte er dem Bettler, die andere wickelte er um sich selbst.
„Nimm und wickle dich ein. So hast du es wenigstens ein wenig warm.“
Der Bettler wusste gar nicht, wie ihm geschah. Aber er tat wie ihm befohlen und wickelte sich ein.
Darauf wendete er mich und ritt wieder nach Hause. Die Begegnung mit dem Bettler hatte ihn sichtlich aufgewühlt.
Am nächsten Tag flüsterte er vor sich hin: „Ich habe von Jesus geträumt!“
Seit dieser Zeit wirkte er in sich gekehrt. Leider dauerte es nicht lange und er verließ das Heer. Damals wurde ich von ihm getrennt.“
Bedauernd schaute Artax das Fohlen an.
„Hast du nie mehr von ihm gehört“, wollte das kleine Fohlen wissen.
„Doch schon. Weißt du Martin ist später ein berühmter Mann geworden. Das hat sich bis zu mir herumgesprochen. Und das kam so: Der Bettler hatte anderen Bettlern davon erzählt, dass Martin ihn vor dem Erfrieren gerettet hatte und die wiederum haben es weitererzählt. So wurde Martin überall bekannt und die Menschen bedrängten ihn und wollten ihn zum Bischof machen. Doch Martin war ein bescheidener Mensch. Er wollte das gar nicht. Er hielt sich selbst für dieses Amt gar nicht geeignet. Als die Menschen wieder kamen, um ihn zu fragen, versteckte er sich vor ihnen im Gänsestall. Aber Gänse sind einfach dumm. Ich mochte sie noch nie. Sie kapierten nicht, dass Martin sich verstecken wollte. Die Gänse schnatterten so laut, dass sie seinen Aufenthaltsort damit verrieten. So wurde Martin am Ende doch noch Bischof. Und alle Leute erzählten, er wäre ein wunderbarer Bischof geworden.“

Am Ende dieser Geschichte fühlte sich Artax so gut wie schon lange nicht mehr an seinen alten Tagen und das Fohlen bewunderte ihn, weil er der Gefährte des berühmten Bischof Martin gewesen ist.

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Samstag, 19. Dezember 2015

Als der Weihnachtsmann im Schnee stecken blieb

Leo wartete seit Wochen aufgeregt auf Weihnachten. Noch hatte es in diesem Jahr nicht geschneit. Es sah so aus, als sollte heuer der Schnee zu Weihnachten ausfallen. Leo fand das sehr schade. Er hatte sich zu Weihnachten einen Schlitten gewünscht. Sollte er sein Weihnachtsgeschenk am Ende gar nicht nutzen können? Doch es war ja noch ein paar Tage hin. Da konnte noch viel passieren.
Am Tag darauf wachte Leo auf und wusste sofort, dass sich irgendetwas geändert hatte. Winterliche Stille lag über dem Land. Und nicht nur das: Vor dem Fenster wehte in sanften Schleiern weißer Schnee vom Himmel. Das Haus, in dem er wohnte, die Straße, der ganze Ort erschien auf einmal wie mit Zuckerguß überzogen. Alles lag unter einer weißen Decke. Leo war überglücklich: Jetzt würde es doch noch eine weiße Weihnacht geben.

Was Leo nicht wusste: Zur selben Zeit rieb sich der Winter vergnügt die Hände und betrachtete voller Freude den Frost in seinem gefrorenen Bart: „Das wird dem Weihnachtsmann nicht gefallen.“
Der Weihnachtsmann hatte lange Zeit voller Sorge das Wetter betrachtet. Da er ja üblicherweise unterwegs war, wenn sich unter ihm der hohe Schnee wie aufgeschüttelte Daunenkissen ausbreitete,  kam er mit dem Schlitten nicht vorwärts, wenn kein Schnee lag. Deshalb hatte er Vorsorge getroffen und sich zum Transport der Geschenke einen großen Van angeschafft. Genauso ein Auto wie auch Leos Eltern eines in der Garage stehen hatten. Mit diesem Auto fuhr der Weihnachtsmann in diesem Jahr von Haus zu Haus, um die Geschenke auszuteilen. Doch ausgerechnet jetzt stoppte ihn der Winter. Mit diesem Gesellen hatte der Weihnachtsmann nicht mehr gerechnet. Dabei wusste er wie unzuverlässig der Winter häufig war. Entweder kam er schon im Herbst und wehte viel zu früh und ziemlich heftig die letzten Blätter von den Bäumen und überzog die Welt mit klirrendem Frost und autofeindlichem Schnee. Besonders lustig fand er es, wenn er auf den Straßen Chaos verbreiten konnte und die Menschen zu Fuß, oder mit ihren Autos ins Rutschen kamen. Oder aber er spielte im Dezember mit den Frühlingswinden und zeigte sich von seiner lauen Seite. Oft schlug er dann mit klirrender Kälte zu, wenn keiner mehr mit ihm rechnete. Gerade das schien auch in diesem Jahr wieder zu passieren. Nachdem sich der Weihnachtsmann endlich dazu durchgerungen hatte, seinen Schlitten gut verstaut stehen zu lassen, raste der Winter mit einem eisigen Schneesturm um das Auto des Weihnachtsmanns herum. Kurz darauf überzog die gesamte Straße eine geschlossene Schneedecke. Darunter war sie allerdings spiegelglatt. „Das hättest du dir nicht träumen lassen“, lachte der Winter.

Der Weihnachtsmann war das Fahren auf spiegelglatter Straße nicht geübt. Zu allem Überfluss musste er selbst fahren. Sein Schlitten wurde normalerweise von Rentieren gezogen. Daher kam es so wie es kommen musste und wie es der Winter sich erhofft hatte: Der Weihnachtsmann steckte nach kurzer Zeit im Schnee fest. Er hatte keine Chance mehr, sein Auto flott zu bekommen. Da half es auch nicht, dass er aus dem Auto stieg, um sich die Bescherung anzusehen. „Wenn mir jetzt nichts einfällt, gibt es heuer keine Geschenke“, murmelte der Weihnachtsmann traurig.


Leo spielte mit seinen Freunden im Schnee, als er plötzlich einen riesigen Van auf der Landstraße entdeckte. Er sah gleich, dass das Auto im Schnee feststeckte. Obwohl er nicht ahnte, dass es der Weihnachtsmann selbst war, der da dringend Hilfe brauchte, sagte er zu seinen Freunden: „Wir haben eine große Schneeschaufel zu Hause. Wenn wir die holen, können wir helfen“. Seine Freunde waren gleich begeistert. Gemeinsam holten sie die Schaufel und schaufelten abwechselnd so viel Schnee weg bis der geheimnisvolle Fahrer das Auto wieder flott bekam. Der streckte seinen Kopf aus dem Wagenfenster und dankte Leo und seinen Freunden: „Ihr seid auf jeden Fall brave Kinder. Also werdet ihr sicherlich das bekommen, was ihr euch wünscht.“ Erst da erkannten die Freunde den Weihnachtsmann. Der startete sein Auto und kurz darauf war er auch schon verschwunden. Zu Weihnachten konnten sich auch in diesem Jahr alle Kinder freuen. Leo hat seinen Schlitten bekommen und auch seine Freunde freuten sich über die ersehnten Geschenke. Nur der Winter ärgert sich noch immer und wartet auf die nächste Gelegenheit, die Welt mit Frost zu überziehen.



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