Vorfreude auf Weihnachten
Der Weihnachtsmann hatte schlechte Laune. Nicht erst seit
heute. Nein, schon das ganze Jahr über. Dabei hatte alles so gut angefangen.
2020 wollte er den Kindern ein ganz besonderes Weihnachten bieten. Ein
Weihnachten, das es in sich hat. Schon lange beobachtete der Weihnachtsmann,
dass die junge Generation für Äpfel, Nuss und Mandelkern nur noch ein müdes
Lächeln übrighat. Wenn überhaupt… Nein, heutzutage muss Technik untern
Weihnachtsbaum. Smartphone und Co haben Konjunktur. Sogar er selbst, der
Weihnachtsmann war nur noch Deko. Stattdessen ging es um teuer, Marke und cool.
Auch der Weihnachtsbaum war schmückendes Beiwerk, statt der Hinweis auf das
strahlende Licht der Liebe, das Weihnachten eigentlich ausmacht.
Genau deshalb plante der Weihnachtsmann für 2020 ein ganz
besonderes Fest. Ein Fest, bei dem die gesamte Verwandtschaft unterm
Weihnachtsbaum versammelt war und bei dem sich alle freuten und der Liebe einen
neuen Stellenwert beimaßen.
Er hatte sich das so schön ausgemalt. Doch gerade als sein
Plan konkreter wurde, kam Corona.
Sofort wusste er, dass 2020 alles anders wurde. Dass die
Krankheit Corona seinen ach so schönen Plan zunichtemachen würde. Was jetzt?
Der Weihnachtsmann grübelte und grübelte, aber es fiel ihm nichts ein. Er war traurig,
weil er keine Idee hatte, um den Menschen trotz Corona ein schönes Weihnachten
zu bieten. Deshalb – und nur deshalb, hatte er schlechte Laune. Das allerdings
schon seit dem Frühjahr.
Er fragte die Rentiere, ob sie eine Idee hätten, dass
Weihnachten trotzdem zu einem schönen Fest werden könnte. Doch die Rentiere
waren mit Fressen beschäftigt und wussten keine Antwort.
Deshalb fragte er die Weihnachtswichtel. In der Wichtelbäckerei
duftete es herrlich nach Weihnachten und die Wichtel buken gerade die leckersten
Weihnachtsplätzchen. Doch eine Idee hatten die Wichtel nicht.
Da ging der Weihnachtsmann hinaus in den verschneiten
Winterwald. Er wollte den Kopf freibekommen und in Ruhe nachdenken. Weihnachten
stand direkt vor der Tür – und ihm fehlte noch immer die zündende Idee. Ein Reh
spitzte hinter einem Baum hervor und schaute dem Weihnachtsmann nach, als er
tief in Gedanken versunken durch den Schnee stapfte. Ein Fuchs huschte vor ihm
über den Weg und hinterließ seine Pfotenabdrücke im frisch gefallenen Schnee.
Der Weihnachtsmann bemerkte nichts davon. Auch nicht, dass
sich hie und da die Schneelast mit leisem Plopp von mancher Tanne löste und ihm
auf die Schulter platschte. Er wanderte lange durch den Wald, bis er hinaus auf
eine Lichtung trat. Mittlerweile war es dunkel geworden. Der Weihnachtsmann
hatte gar nicht gemerkt wie die Zeit verrann. Er schaute hinauf ins
Himmelszelt, wo inzwischen die Sterne aufgegangen waren. Es war, als würde sein
Blick wie magisch angezogen. Als er eine Zeitlang himmelwärts geblickt hatte,
sah er die Lösung plötzlich ganz klar, als würde es ihm eine Sternschnuppe
direkt in den Himmel schreiben.
Natürlich, das war es! Er wusste mit einem Mal, wie er das
Weihnachten von 2020 zu etwas ganz Besonderem machen konnte. Es war gar nicht schwer,
denn der Himmel würde ihm helfen. Das wusste er jetzt ganz genau.
Der Weihnachtsmann rieb sich in stiller Vorfreude die Hände.
Er erinnerte sich daran, wie es damals war – vor mehr als zweitausend Jahren.
Damals zur Geburt von Jesus, dessen Geburtstag an Weihnachten gefeiert wird. Zu
dieser Zeit haben drei Könige aus verschiedenen Ländern einen hellen Stern am
Himmel gesehen. Dieser Stern hatte ihnen den Weg zur Krippe gezeigt, wo sie
schließlich Jesus gefunden hatten. Fasziniert schaute der Weihnachtsmann in den
Himmel – und die Vorfreude kitzelte ihn in der Magengegend, wie tausend kleine
Ameisen. Am klaren Nachthimmel zeigten ihm die Sterne, dass sich die Planeten
Jupiter und Saturn immer weiter aufeinander zu bewegten. Es war so, als würden
sie ihm zuwispern, was geschehen würde: Am 21. Dezember sollte am frühen Abend
der Bethlehemsstern sichtbar sein – ganz so wie vor mehr als zweitausend
Jahren. Da wusste der Weihnachtsmann, dass der Himmel den Menschen im traurigen
Corona-Jahr eine Botschaft schickte. Viele Menschen waren alleine und fühlten
sich deshalb sehr traurig. Doch der Bethlehemsstern würde den Menschen zeigen,
dass Gott auch in schwierigen Zeiten bei den Menschen ist – genau wie damals,
als Jesus geboren worden war. Gott verlässt die Menschen nicht. Deshalb machte
sich der Weihnachtsmann schon am Morgen des 21. Dezembers auf den Weg und
brachte nicht nur die Geschenke, sondern auch eine wichtige Nachricht mit: Schaut
zwischen 17:00 Uhr und 18:00 Uhr in den Himmel, freut euch über den
Bethlehemsstern und öffnet eure Herzen für ein ganz besonderes Weihnachtsfest.
Den Menschen blieb vor Überraschung der Mund offenstehen, als
der Weihnachtsmann schon am 21. Dezember vor der Tür stand. Der Weihnachtsmann
hatte sich wohl in der Zeit vertan, oder warum kam er schon vier Tage vor dem
Fest? Doch als sie verstanden, was ihnen der Weihnachtsmann erklärte, warteten
sie gespannt auf den Abend. Sogar die kleinen Kinder waren ganz aufgeregt und konnten
kaum erwarten, dass es dunkel wurde. Als die Menschen dann endlich in den
Nachthimmel blickten und den Bethlehemsstern sahen, da begriffen sie auf
einmal, dass die Freude, die seinerzeit die drei Könige erlebten, eine Freude
ist, die bis heute in unsere Zeit hineinwirkt.
Und so kam es, dass im Jahr 2020 die Menschen schon vier Tage
vor dem eigentlichen Weihnachtsfest nicht nur ihre Häuser schmückten, sondern
auch ihre Herzen ganz weit machten. Am Hl. Abend feierten alle in diesem Jahr
ein besonderes Fest – manche allein, aber jeder mit dem Wissen, dass ihnen die
Sterne zeigten, dass es sich lohnt, sich jedes Jahr über die Geburt von Gottes
Sohn zu freuen. Denn Gott ist nahe – auch wenn wir alleine sind.