Wie Nikolaus ohne
Knecht Ruprecht auskam
Die Geschichte ereignete sich vor vielen, vielen Jahren.
Damals war der Nikolaus wieder unterwegs wie in allen Jahren, gekleidet mit
seinem roten Mantel und weißem Pelzbesatz.
Den Kopf schützte er mit seiner roten Zipfelmütze vor der eisigen Kälte.
In jenem Winter kämpfte er gegen den Schneesturm, der damals besonders heftig
tobte. Entschlossen stapfte er voran, hatte er doch noch viele Säckchen mit
Äpfeln und Nüssen zu verteilen. Doch Nikolaus war nicht alleine unterwegs.
Schließlich gab es ja den Knecht Ruprecht, der ihm die Säcke schleppte. Den
Rentierschlitten hatte er auf einem großen Parkplatz abgestellt, denn in der
Stadt war oft kein Durchkommen in den zahlreichen Gassen und Einbahnstraßen.
Knecht Ruprecht war zwar zum Säcke schleppen zu gebrauchen,
ansonsten konnte der Nikolaus kein vernünftiges Wort mit ihm reden. Mürrisch
schaute er auf seinen Weg und brummte bestenfalls, wenn ihn der Nikolaus
ansprach.
Vor einem größeren Mietshaus blieb Nikolaus stehen: „Hier
wohnen mehrere Kinder. Also gehen wir rein“.
Sie polterten die Treppe hinauf und die Kinder in den
Wohnungen wussten schon, dass der Nikolaus im Anmarsch war. Manche versteckten
sich schnell hinter ihrer Mutter, während sie die Tür öffnete. Doch das half
ihnen nichts, denn die Mutter schob die beiden Kinder direkt vor den Nikolaus
hin.
„Wie heißt ihr denn?“, wollte der Nikolaus mit tiefer Bass-Stimme
wissen. Der ältere Bub schaute den Nikolaus mutig an. „Max“,
verriet er, während die jüngere Schwester ganz leise wisperte: „Lisa“.
„Wart ihr auch immer brav?“, fragte der Nikolaus.
Die Kinder nickten nur. Sagen konnten sie nichts, die Angst
hatte ihnen die Kehle zugeschnürt. Der Nikolaus warf einen Blick in sein
goldenes Buch. „Da steht aber, dass ihr die Hausaufgaben oft sehr widerwillig
gemacht habt. Einmal sogar…“, der Nikolaus erhob die Stimme, „gar nicht!“ Er
schüttelte den Kopf. „Außerdem seid ihr oft unfolgsam gewesen und ihr habt den
Pudel der Nachbarin geärgert.“
Lisa und Max saßen da mit gesenktem Kopf. Im Hintergrund
rasselte Knecht Ruprecht gefährlich mit seinen Ketten und schwang drohend die
Rute.
„Nun gut“, meinte der Nikolaus. „Wenn ihr mir jetzt ein Lied
vorsingt, so will ich diesmal von einer weiteren Bestrafung absehen.“
Lisa und Max begannen sofort einzustimmen: „Lasst uns froh
und munter sein…“ Sie hatten vorher geübt, weil sie schon vom letzten Jahr
wussten, dass der Nikolaus meistens ein Lied hören wollte.
Tatsächlich gab sich der Nikolaus auch in diesem Jahr damit
zufrieden und überreichte jetzt den beiden Kindern ein Säckchen mit Äpfeln, Nüssen
und Schokolade.
Die Kinder strahlten und freuten sich, so glimpflich
davongekommen zu sein, wussten sie doch, dass Knecht Ruprecht seine Rute nicht
nur drohend schwang, sondern sie durchaus auch gebrauchen konnte.
Der Nikolaus und Knecht Ruprecht verabschiedeten sich unter
lautem Gepolter und rauschten zur Tür hinaus.
Draußen machte Knecht Ruprecht seinem Groll Luft: „Wieso
durfte ich die Kinder nicht verprügeln? Ich habe heute nicht ein einziges Mal
mit der Rute zuschlagen dürfen!“
Der Nikolaus wusste, dass dieses Gespräch irgendwann kommen
musste. So konnte es nicht weitergehen. Knecht Ruprecht schleppte nicht nur die
Säcke, sondern er war auch für die Bestrafung der Kinder da. Doch er selber,
Nikolaus, hatte einen Ruf zu verlieren. Er war doch damals in Myra ein Mann
gewesen, der die Menschen liebte und ihnen deshalb Geschenke machte. Er war
niemals ein Richter gewesen, der Menschen, oder gar Kinder bestrafen wollte. Das wollte er auch gar nicht sein.
Ihm gefiel diese Rolle gar nicht. Natürlich war es
schön von Haus zu Haus zu gehen, um die Kinder zu beschenken, aber nicht mit einem Begleiter, der die Kinder schlug, oder gar in einen Sack steckte.
Das alles wollte der Nikolaus nicht und das sagte er jetzt: „Pass
auf Knecht Ruprecht, vielleicht sollten wir lieber getrennte Wege gehen. Ich
verteile meine Säckchen lieber alleine.“
Nach diesen klaren Worten ließ Nikolaus den völlig
überraschten Knecht Ruprecht stehen und stapfte ohne ihn auf die nächste Tür
zu.
Seitdem ist der Nikolaus alleine unterwegs, ohne Knecht
Ruprecht und bringt bis heute jedes Jahr am Nikolaus-Tag den braven Kindern
Süßigkeiten.
Wer noch mehr Geschichten lesen will, für den gibt es zum sofortigen Download
"Geheimnisvolle Märchen", bei Weltbild, (und anderen Buchhändlern) oder Amazon
und wer die Weihnachtsgeschichte mal aus der Perspektive des Esels kennen lernen will, der sollte auf gar keinen Fall diese Erzählung verpassen:
"Das geschah in Bethlehem"
Auch diese ist bei Weltbild (und anderen Buchhändlern), oder Amazon als E-Book erhältlich.
Wer noch mehr Geschichten lesen will, für den gibt es zum sofortigen Download
"Geheimnisvolle Märchen", bei Weltbild, (und anderen Buchhändlern) oder Amazon
Weihnachtsmärchen |
"Das geschah in Bethlehem"
Auch diese ist bei Weltbild (und anderen Buchhändlern), oder Amazon als E-Book erhältlich.
Die Weihnachtsgeschichte vom Esel erzählt |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen