Österliches Geschehen für Kinder erzählt
Erst vor wenigen Tagen hat mich
mein neuer Herr gekauft. Ich finde ihn klasse, denn ich hab ein gutes Leben bei
ihm. Vorher musste ich den ganzen Tag schwere Lasten schleppen. Dabei war es
meinem Besitzer egal, ob die Sonne heiß vom Himmel brennt, oder nicht. Doch
jetzt darf ich mich die meiste Zeit im Schatten ausruhen.
Heute bin ich mit einem der
Freunde von Jesus unterwegs. Judas heißt er, glaube ich. Er ist nicht ganz so
nett wie Jesus. Mürrisch rennt er jetzt schon die ganze Zeit neben mir. Ich
glaube, der Meister hat den Judas zum Einkaufen geschickt, aber der hetzt wie
ein Irrer quer durch ganz Jerusalem. Was der bloß will? Na ja, wie die Menschen
denken, ist mir sowieso zu hoch. Ich bin ja nur eine Eselsfrau. In meinem
Eselshirn ist kein Platz für intelligente Gedanken. Trotzdem habe ich so ein
Gefühl, als wären wir vom Weg abgekommen. Na sag ich’s doch. Das ist doch der
Tempel und nicht der Markt. Jetzt lässt er mich auch noch hier heraußen stehen,
während er selbst im Tempel verschwindet. Was er dort jetzt wohl macht? Brot
kann er dort nicht einkaufen. Aber als Esel habe ich nichts zu melden. Ich muss
hier herumstehen und warten. Ein Gewusel ist das hier wieder. Händler gibt’s hier
am Tempel viele. Vor allem die Geschäftemacher, die Opfertiere verkaufen. Die scheint
es derzeit besonders gut zu gehen.
Da kommt ja der Judas endlich!
Und ein Gesicht zieht er. Es sieht nicht so aus, als hätte er das große
Geschäft gemacht. Trotzdem hat er einen vollgefüllten Beutel mit Silberstücken,
den er mir jetzt auflädt. Ich hab’s genau gesehen: Die Silberstücke blitzen in
dem Beutel. Ich wüsste nur zu gerne wieso der Judas auf einmal so viel Geld
hat. Aber mir bindet er das natürlich
nicht auf die Nase, stattdessen bindet er mir den Beutel auf den Rücken.
Judas will schon mit mir los, als
auf einmal ein Mann hinter ihm herrennt. „Du weißt hoffentlich, was du machen
sollst.“, ruft er ihm nach. „Du musst ihn nur küssen. Sonst nichts. Alles
andere kannst du uns überlassen.“
Eigentlich wäre es mir völlig
egal gewesen, was der Mann da herumschreit. Aber weil der Judas kreidebleich geworden
ist und geschaut hat wie ein kleiner Bub, der beim Naschen erwischt worden ist,
darum habe ich mir das gemerkt. Küssen ist doch nichts Schlimmes, habe ich mir
gedacht. Aber vielleicht habe ich das falsch gesehen, denn ich bin ja nur eine
Eselin.
Das letzte Abendmahl
Endlich hat der Judas dann die
Sachen eingekauft, wegen denen wir auf den Markt geschickt worden waren. Beim Heimkommen erfahre ich auch was damit
gemacht werden soll: Es sind die Sachen, die für eine gemeinsame Mahlzeit für Jesus
mit all seinen zwölf Freunden gebraucht werden. Sie ziehen sich in einen Raum
zurück und feiern miteinander. Als Esel habe ich dort nichts verloren.
Stattdessen stehe ich draußen und erhasche ab und zu mal einen Blick auf die
Gesellschaft. Einmal flüstert Jesus dem Judas etwas zu. Daraufhin schaut er ihn
ganz böse an, steht auf und geht grußlos nach draußen. Er rennt sogar an mir
vorbei, ohne mich zu sehen. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich mich
geduckt habe, denn seine schlechte Laune war so fürchterlich, dass ich die
nicht aushalten wollte.
Die anderen Jünger sitzen noch
immer mit Jesus um den Tisch herum. Sie essen und trinken und ich werde müde
und schlafe ein.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen