Die Mama hatte keine Zeit. Deshalb holte die Oma Lea vom
Kindergarten ab. Das war nicht schlimm. Im Gegenteil: Lea freute sich darüber.
Sie hatte eine coole Oma. Bei ihr war es nie langweilig. Die Oma fuhr mit ihrem
Golf Cabrio vor den Kindergarten. Mit geöffnetem Verdeck brausten sie dann nach
Hause.
Dort schlug die Oma vor: „Wollen wir Kuchen backen?“ „Au ja“,
strahlte Lea. Sie rannte gleich zum Vorratsschrank. „Wo ist das Mehl? Ich hol schon mal die
Schüssel“, Lea kramte eifrig in Omas Töpfen herum. Die Oma lachte über so viel
Eifer.
„So kompliziert
machen wir es uns nicht“, wehrte sie ab. „Ich habe noch eine Backmischung zu
Hause. Siehst du, da braucht man gar kein Mehl.“ Die Oma schüttete die Mischung
in die Schüssel und ließ Lea die Eier aufschlagen. Margarine dazu und dann
wurde alles mit dem Rührgerät schaumig geschlagen. Lea staunte. So schnell ging
das Kuchenbacken bei der Mama nie. Nur wenige Minuten und schon war der Teig in
der Kuchenform.
„Wenn du magst, darfst du die Schüssel ausschlecken“, bot die
Oma der Lea an. Das Mädchen freute sich. Denn das durfte sie zu Hause auch nie.
Salmonellengefahr, meinte die Mama, auch wenn Lea keine Ahnung hatte, was das
sein sollte.
Sie ließen den Kuchen langsam im Ofen seinen Duft entfalteten.
Das kann er alleine, fand die Oma und statt zuzuschauen, tobte sie lieber mit
Lea durchs Wohnzimmer. Während andere Omas gemütlich im Sessel saßen und
Zeitung lasen, oder langweilige Fernsehsender einschalteten, oder gar erzählten, dass früher alles besser war, schaltete Leas Oma das Radio ein und tanzte zu
den neuesten Hits. Sie schüttelte jede Faser ihres Körpers und bewegte sich so
schnell und wendig als wäre sie ebenfalls erst fünf Jahre alt.
Nach einer Weile meinte Lea: „Was riecht denn da so komisch?“
Oma erstarrte mitten im Schritt. Sie schlug die Hand vor den Mund und rief: „Oh je! Unser Kuchen.“
Wie eine Rakete schoss sie zum Ofen und zog das
Backkunstwerk heraus, das jetzt mit viel Fantasie aussah wie mit Schokolade
überzogen, aber einen sehr unappetitlichen Geruch verbreitete. Lea sprach es
aus: „Der Kuchen stinkt“.
„Na ja“, meinte die Oma. „Vornehmer ausgedrückt: Er riecht
verbrannt.“ Dann lachte sie: „Da kann man nichts mehr machen. Aber damit du trotzdem
deinen Kuchen kriegst, gehen wir jetzt einfach ins Café“.
Das taten sie dann auch. Die Oma bestellte sich dort eine
große Tasse Kaffee und Lea bekam Kakao mit Schokoladenkuchen, aber diesmal
einen richtigen, ohne verbrannten Schokoguss.
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