Leo wartete seit Wochen aufgeregt
auf Weihnachten. Noch hatte es in diesem Jahr nicht geschneit. Es sah so aus,
als sollte heuer der Schnee zu Weihnachten ausfallen. Leo fand das sehr schade.
Er hatte sich zu Weihnachten einen Schlitten gewünscht. Sollte er sein Weihnachtsgeschenk
am Ende gar nicht nutzen können? Doch es war ja noch ein paar Tage hin. Da
konnte noch viel passieren.
Am Tag darauf wachte Leo auf und
wusste sofort, dass sich irgendetwas geändert hatte. Winterliche Stille lag
über dem Land. Und nicht nur das: Vor dem Fenster wehte in sanften Schleiern
weißer Schnee vom Himmel. Das Haus, in dem er wohnte, die Straße, der ganze Ort
erschien auf einmal wie mit Zuckerguß überzogen. Alles lag unter einer weißen
Decke. Leo war überglücklich: Jetzt würde es doch noch eine weiße Weihnacht
geben.
Was Leo nicht wusste: Zur selben
Zeit rieb sich der Winter vergnügt die Hände und betrachtete voller Freude den
Frost in seinem gefrorenen Bart: „Das wird dem Weihnachtsmann nicht gefallen.“
Der Weihnachtsmann hatte lange
Zeit voller Sorge das Wetter betrachtet. Da er ja üblicherweise unterwegs war,
wenn sich unter ihm der hohe Schnee wie aufgeschüttelte Daunenkissen ausbreitete,
kam er mit dem Schlitten nicht vorwärts,
wenn kein Schnee lag. Deshalb hatte er Vorsorge getroffen und sich zum
Transport der Geschenke einen großen Van angeschafft. Genauso ein Auto wie auch
Leos Eltern eines in der Garage stehen hatten. Mit diesem Auto fuhr der
Weihnachtsmann in diesem Jahr von Haus zu Haus, um die Geschenke auszuteilen.
Doch ausgerechnet jetzt stoppte ihn der Winter. Mit diesem Gesellen hatte der
Weihnachtsmann nicht mehr gerechnet. Dabei wusste er wie unzuverlässig der
Winter häufig war. Entweder kam er schon im Herbst und wehte viel zu früh und
ziemlich heftig die letzten Blätter von den Bäumen und überzog die Welt mit klirrendem
Frost und autofeindlichem Schnee. Besonders lustig fand er es, wenn er auf den Straßen
Chaos verbreiten konnte und die Menschen zu Fuß, oder mit ihren Autos ins
Rutschen kamen. Oder aber er spielte im Dezember mit den Frühlingswinden und
zeigte sich von seiner lauen Seite. Oft schlug er dann mit klirrender Kälte zu,
wenn keiner mehr mit ihm rechnete. Gerade das schien auch in diesem Jahr wieder
zu passieren. Nachdem sich der Weihnachtsmann endlich dazu durchgerungen hatte,
seinen Schlitten gut verstaut stehen zu lassen, raste der Winter mit einem
eisigen Schneesturm um das Auto des Weihnachtsmanns herum. Kurz darauf überzog
die gesamte Straße eine geschlossene Schneedecke. Darunter war sie allerdings
spiegelglatt. „Das hättest du dir nicht träumen lassen“, lachte der Winter.
Der Weihnachtsmann war das Fahren
auf spiegelglatter Straße nicht geübt. Zu allem Überfluss musste er selbst
fahren. Sein Schlitten wurde normalerweise von Rentieren gezogen. Daher kam es
so wie es kommen musste und wie es der Winter sich erhofft hatte: Der
Weihnachtsmann steckte nach kurzer Zeit im Schnee fest. Er hatte keine Chance
mehr, sein Auto flott zu bekommen. Da half es auch nicht, dass er aus dem Auto
stieg, um sich die Bescherung anzusehen. „Wenn mir jetzt nichts einfällt, gibt
es heuer keine Geschenke“, murmelte der Weihnachtsmann traurig.
Leo spielte mit seinen Freunden
im Schnee, als er plötzlich einen riesigen Van auf der Landstraße entdeckte. Er
sah gleich, dass das Auto im Schnee feststeckte. Obwohl er nicht ahnte, dass es
der Weihnachtsmann selbst war, der da dringend Hilfe brauchte, sagte er zu
seinen Freunden: „Wir haben eine große Schneeschaufel zu Hause. Wenn wir die
holen, können wir helfen“. Seine Freunde waren gleich begeistert. Gemeinsam
holten sie die Schaufel und schaufelten abwechselnd so viel Schnee weg bis der geheimnisvolle
Fahrer das Auto wieder flott bekam. Der streckte seinen Kopf aus dem
Wagenfenster und dankte Leo und seinen Freunden: „Ihr seid auf jeden Fall brave
Kinder. Also werdet ihr sicherlich das bekommen, was ihr euch wünscht.“ Erst da
erkannten die Freunde den Weihnachtsmann. Der startete sein Auto und kurz
darauf war er auch schon verschwunden. Zu Weihnachten konnten sich auch in diesem
Jahr alle Kinder freuen. Leo hat seinen Schlitten bekommen und auch seine
Freunde freuten sich über die ersehnten Geschenke. Nur der Winter ärgert sich
noch immer und wartet auf die nächste Gelegenheit, die Welt mit Frost zu
überziehen.
Wer weitere Geschichten von mir sucht, dem kann ich dieses E-Book empfehlen. Hier wird die Weihnachtsgeschichte aus der Sicht eines Esels erzählt.
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