Samstag, 19. Dezember 2015

Als der Weihnachtsmann im Schnee stecken blieb

Leo wartete seit Wochen aufgeregt auf Weihnachten. Noch hatte es in diesem Jahr nicht geschneit. Es sah so aus, als sollte heuer der Schnee zu Weihnachten ausfallen. Leo fand das sehr schade. Er hatte sich zu Weihnachten einen Schlitten gewünscht. Sollte er sein Weihnachtsgeschenk am Ende gar nicht nutzen können? Doch es war ja noch ein paar Tage hin. Da konnte noch viel passieren.
Am Tag darauf wachte Leo auf und wusste sofort, dass sich irgendetwas geändert hatte. Winterliche Stille lag über dem Land. Und nicht nur das: Vor dem Fenster wehte in sanften Schleiern weißer Schnee vom Himmel. Das Haus, in dem er wohnte, die Straße, der ganze Ort erschien auf einmal wie mit Zuckerguß überzogen. Alles lag unter einer weißen Decke. Leo war überglücklich: Jetzt würde es doch noch eine weiße Weihnacht geben.

Was Leo nicht wusste: Zur selben Zeit rieb sich der Winter vergnügt die Hände und betrachtete voller Freude den Frost in seinem gefrorenen Bart: „Das wird dem Weihnachtsmann nicht gefallen.“
Der Weihnachtsmann hatte lange Zeit voller Sorge das Wetter betrachtet. Da er ja üblicherweise unterwegs war, wenn sich unter ihm der hohe Schnee wie aufgeschüttelte Daunenkissen ausbreitete,  kam er mit dem Schlitten nicht vorwärts, wenn kein Schnee lag. Deshalb hatte er Vorsorge getroffen und sich zum Transport der Geschenke einen großen Van angeschafft. Genauso ein Auto wie auch Leos Eltern eines in der Garage stehen hatten. Mit diesem Auto fuhr der Weihnachtsmann in diesem Jahr von Haus zu Haus, um die Geschenke auszuteilen. Doch ausgerechnet jetzt stoppte ihn der Winter. Mit diesem Gesellen hatte der Weihnachtsmann nicht mehr gerechnet. Dabei wusste er wie unzuverlässig der Winter häufig war. Entweder kam er schon im Herbst und wehte viel zu früh und ziemlich heftig die letzten Blätter von den Bäumen und überzog die Welt mit klirrendem Frost und autofeindlichem Schnee. Besonders lustig fand er es, wenn er auf den Straßen Chaos verbreiten konnte und die Menschen zu Fuß, oder mit ihren Autos ins Rutschen kamen. Oder aber er spielte im Dezember mit den Frühlingswinden und zeigte sich von seiner lauen Seite. Oft schlug er dann mit klirrender Kälte zu, wenn keiner mehr mit ihm rechnete. Gerade das schien auch in diesem Jahr wieder zu passieren. Nachdem sich der Weihnachtsmann endlich dazu durchgerungen hatte, seinen Schlitten gut verstaut stehen zu lassen, raste der Winter mit einem eisigen Schneesturm um das Auto des Weihnachtsmanns herum. Kurz darauf überzog die gesamte Straße eine geschlossene Schneedecke. Darunter war sie allerdings spiegelglatt. „Das hättest du dir nicht träumen lassen“, lachte der Winter.

Der Weihnachtsmann war das Fahren auf spiegelglatter Straße nicht geübt. Zu allem Überfluss musste er selbst fahren. Sein Schlitten wurde normalerweise von Rentieren gezogen. Daher kam es so wie es kommen musste und wie es der Winter sich erhofft hatte: Der Weihnachtsmann steckte nach kurzer Zeit im Schnee fest. Er hatte keine Chance mehr, sein Auto flott zu bekommen. Da half es auch nicht, dass er aus dem Auto stieg, um sich die Bescherung anzusehen. „Wenn mir jetzt nichts einfällt, gibt es heuer keine Geschenke“, murmelte der Weihnachtsmann traurig.


Leo spielte mit seinen Freunden im Schnee, als er plötzlich einen riesigen Van auf der Landstraße entdeckte. Er sah gleich, dass das Auto im Schnee feststeckte. Obwohl er nicht ahnte, dass es der Weihnachtsmann selbst war, der da dringend Hilfe brauchte, sagte er zu seinen Freunden: „Wir haben eine große Schneeschaufel zu Hause. Wenn wir die holen, können wir helfen“. Seine Freunde waren gleich begeistert. Gemeinsam holten sie die Schaufel und schaufelten abwechselnd so viel Schnee weg bis der geheimnisvolle Fahrer das Auto wieder flott bekam. Der streckte seinen Kopf aus dem Wagenfenster und dankte Leo und seinen Freunden: „Ihr seid auf jeden Fall brave Kinder. Also werdet ihr sicherlich das bekommen, was ihr euch wünscht.“ Erst da erkannten die Freunde den Weihnachtsmann. Der startete sein Auto und kurz darauf war er auch schon verschwunden. Zu Weihnachten konnten sich auch in diesem Jahr alle Kinder freuen. Leo hat seinen Schlitten bekommen und auch seine Freunde freuten sich über die ersehnten Geschenke. Nur der Winter ärgert sich noch immer und wartet auf die nächste Gelegenheit, die Welt mit Frost zu überziehen.



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